Interview

Ein großes Gemeinschaftsprojekt vieler Muslim*innen verschiedener Nationalitäten ist in Lechhausen mit dem Bau eines eigenen Gemeindehauses entstanden. Diese baulichen Aktivitäten haben lange Zeit die ehrenamtliche Arbeit der Mitglieder bestimmt. Nachdem der Bau nun abgeschlossen ist, laden sie gerne Besucher*innengruppen in ihr Haus ein und treten damit in den Dialog mit ihren Mitmenschen und Nachbar*innen. Sie wollen ihre Erfahrungen austauschen und einen Beitrag zum gegenseitigen Kennenlernen und friedlichen Zusammenleben in Augsburg leisten. Auch das Abbauen von Vorurteilen gegenüber dem Islam liegt ihnen am Herzen. Am Tag der Einheit und Tag der offenen Moschee nimmt die Gemeinde daher gerne teil.

Für ihre Mitglieder wird Religionsunterricht wöchentlich angeboten. Gefördert werden die Muttersprache der Kinder sowie Arabisch, damit die Kinder den Sinn ihrer Religion verstehen können. Auch die Kultur und Tradition des Herkunftslandes Bosnien und Herzegowina vermitteln die Kurse. Islamunterricht haben die jungen Gemeindemitglieder nicht in den Schulen vor Ort, sondern kommen hierfür ebenfalls in die Moschee und erhalten vom Imam Zertifikate über ihre Teilnahme für das jeweils bestehende Schuljahr. Nach den Freitagsgebeten kommen die Mitglieder außerdem gerne noch für Kaffee und Kuchen zusammen. Im Aufeinandertreffen verschiedener Mentalitäten hat das islamische Forum Augsburg Routine.

Gründungsgeschichte

In den Jahren des Zerfalls von Kommunismus und dem jugoslawischen Staat waren viele der Muslim*innen aus dieser Region auf der Suche nach innerem Frieden. Der Wunsch nach einem eigenen religiösen Leben wuchs bei den Gastarbeiter*innen der frühen 70er Jahre und Auswander*innen. Sie gründeten 1991 ihren Verein. Lange haben die Gemeindemitglieder davor Räumlichkeiten von anderen Vereinen genutzt. Ein Bekenntnis zur Religion war kritisch, da der jugoslawische Geheimdienst auch in Bayern aktiv war. Als dann in den 90er Jahren eine bessere Organisation des eigenen Glaubens möglich schien und die Mitgliederzahlen durch Geflüchtete anstiegen, zog das islamische Forum Augsburg beim türkisch-islamischen Kulturverein in Göggingen 1992 zur Untermiete ein. 2003 erwarb die Gemeinde aus eigenen Mitteln ein Grundstück in der Steinernen Furt 84, im Industriegebiet von Lechhausen. Von städtischer Seite gab es keine Einwände. Über die Jahre wuchs das gemeinsame Haus. Da alle Berufsgruppen in der Gemeinde vertreten sind, übernahmen einige den Bau an der Fassade, andere die Elektrik. 4 Jahre später konnte das Gebäude in Betrieb genommen und am 3. Oktober 2009 feierlich eröffnet werden. Ein großer weißer Palast von 700 m² ist es geworden, der genügend Platz für die ca. 1.000 Mitglieder aus Deutschland, Mazedonien, dem Kosovo, Montenegro, Serbien und überwiegend aus Bosnien und Herzegowina bietet. Gegen ein Minarett hat man sich bewusst entschieden, weil das Äußere für die Gemeinde keine große Relevanz hat. Der Gebetsraum ist mit einem grünen Teppich ausgelegt, Frauen und Männer sitzen im gleichen Raum, sind durch eine kleine nicht abschließende Wand getrennt.

Gründungsjahr: 1991
Gemeindemitlgieder: 270 Familien

Treffpunkt für Gemeindemitglieder: Gemeindehaus

Gottesdienst: 5x täglich, nach Sonnenstand

Sprache (Gottesdienste/Gebete): Arabisch, Bosnisch und Deutsch

Interview: 14. Oktober 2016 mit Mumin Salihović, Sadik Gusić, Bahrudin Omeragić, Mounir Arnest Kher, Eva-Maria Teebken

Aktivitäten:
Religionsunterricht für Kinder und Erwachsene
Sprachunterricht
Geschichtsunterricht
Vorträge über den Islam
Sommerfest
Jugendgruppe
Tag der offenen Moschee

Weiterführende Links:
https://www.facebook.com/bosnjackidzemataugsburg/

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